„starting business“ ist der Gründungsservice der Leibniz Universität Hannover. Man hat mich eingeladen, um studentischen StartUps im Rahmen eines Tagesworkshops Tipps für die Online-Vermarktung ihrer Projekte zu geben. Auf Wunsch des Auftraggebers sollte es ausschließlich um Sichtbarkeit in der organischen Suche gehen. Dies setzt jedoch eine Bekanntheit voraus, die viele Projekte noch gar nicht haben können – schließlich schafft es nicht jeder in die diversen Gründer-Shows. Daher umfasst meine Agenda für den Tag auch einen Blick auf die Möglichkeiten jenseits der Suchmaschinenoptimierung: Google Ads und Facebook-Marketing.
Perspektivwechsel notwendig
Die Arbeit mit Gründern ist ein neuer, interessanter Aspekt für mich als Online-Marketing-Trainer. Ansonsten arbeite ich meist mit Unternehmern, die zumindest schon eine Website haben. Basierend auf Produkten und Zielgruppe entwickeln wir gemeinsam die effizienteste Marketingstrategie, auf Basis der vorhandenen Marketing-Assets. Hier ist die Ausgangslage eine andere. In der Vorstellungsrunde zu Beginn des Workshops stellt sich bald heraus, dass es bei einigen der Projekte noch gar keine dazugehörige Website gibt.
Hätte ich mir eigentlich denken können. Logischerweise hatten die Produktentwicklung und das Einwerben von Fördermitteln in dieser Phase noch eine höhere Priorität. Die Projekte selbst sind hochinteressant: Eine Lernsoftware für Schüler, ein innovatives Ganzkörper-Trainingsgerät, eine Software für Tierwirte, ein Abomodell für Haushaltsroboboter, und vieles mehr.

Genau der richtige Zeitpunkt, um beim Launch der zukünftigen Unternehmenswebsite inhaltlich und technisch von Anfang an alles richtig zu machen
Die insgesamt 14 Teilnehmer bringen unterschiedliche Kenntnisstände mit: Einer betreibt bereits erfolgreich Affiliate-Websites, andere haben schon in Online-Marketing-Agenturen und -Projekten Erfahrungen sammeln können. Einige haben sich bislang ausschließlich aus der Nutzer-Perspektive mit dem Thema „Sichtbarkeit in Suchmaschinen“ beschäftigt.
Bei den jungen Gründern handelt es sich durchweg um so genannte „Digital Natives“. Dennoch wird bald klar, dass auch sie anfangs nicht immer realistische Erfolgserwartungen an das World Wide Web als Neukunden-Generator haben. Damit unterscheiden sie sich kaum von der Eltern- und Großelterngeneration, mit der ich sonst oft arbeite. Aktuell ist im Businessplan meist wenig bis gar kein Budget für Marketing reserviert. Deshalb konzentriert sich meine Agenda auf alles, was sie selbst umsetzen können, und aktuell kostenlose Tools.
Die Nutzenargumentation im Fokus
Zunächst dreht sich jedoch alles um den Nutzen für die Zielgruppe. Das ist die Argumentationskette, an der sich alle Inhalte der Website orientieren müssen, wenn sie erfolgreich sein soll. Deshalb sollte jedes Projekt als Vorbereitungsaufgabe zwei Fragen beantworten:
- Welchen Nutzen hat meine Zielgruppe von unserem Produkt, bzw. warum sollte das jemand kaufen?
- Welche Nutzeraktion, welche Conversion (z.B. Kontaktformular, Anruf, Download, Kauf im Shop, Besuch vor Ort, …) soll die Website fördern?
Aus den Antworten, die wir mit Karten an zwei Metaplan-Wänden visualisieren, ergibt sich ganz automatisch die inhaltliche Ausrichtung der jeweiligen Website. Die folgenden Workshop-Module können dann für jedes Projekt in den Kontext dieser Marketingziele gesetzt werden.

Auch hier sind die theoretischen Grundlagen der Sichtbarkeit im Internet (Content, technische Optimierung und Linkprofil)
unverzichtbar, Anschließend geht es um Strategien für die Keywordrecherche. Als nächstes stelle ich kostenlose Tools vor, die dafür genutzt werden können. Im folgenden Modul befassen wir uns mit den Texten, die um diese Keywords herum aufgebaut werden müssen. Was sollte als Erstes betextet werden, was kommt mit der zweiten Welle?
Wenn die Inhalte so formuliert sind, dass sie sowohl für potenzielle Kunden als auch für die Crawler von Suchmaschinen funktionieren, geht es an das nächste Thema: Die technischen Relevanzsignale im Rahmen der On- und Offpage-Optimierung. Neben ausführlichen Kapiteln zu Google Search Console und Conversion-Tracking mit Google Analytics habe ich auch hier zusätzliche Tool-Tipps zusammengestellt.
Mit dem Segment „Beyond SEO: Google Ads und Facebook-Marketing“ sind wir schon fast auf der Zielgeraden des Tages. Eine „Roadmap für mehr Sichtbarkeit in Suchmaschinen“ schließt den Tag ab. Das Feedback am Ende des Tages ist fast ausnahmslos positiv. Viele Teilnehmer wünschen sich noch mehr Zeit für die praktische Umsetzung im Rahmen des Workshops.